DIE FIRMA 'VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE'
Knapp fünf Milliionen Menschen leben in den Vereinigten Arabischen Emiraten. 80 Prozent von ihnen sind Ausländer und wurden geholt um am Vermächtnis der Scheichs zu bauen. Es ist aber kein Schmelztiegel der Kulturen entstanden. Im Gegenteil, die Zugehörigen jedes Kulturkreises haben ihre festgelegte Rolle und bleiben dabei unter sich. Die Inder, Pakistaner und Bangladeschi bilden die unterste Stufe dieser Gesellschaftspyramide. Sie bauen die Wolkenkratzer und Strassen, tanken und putzen die Autos, beseitigen Abfall und fahren die Lastwagen und Taxis. Viele von ihnen leben in den ‚Worker‘s Residenzen‘, eingezäunten Getthos. Man findet sie entlang der grossen Überlandstrassen, mitten in der Wüste. Schaffen es die Pakistaner an ihrem freien Tag in ihren pastellfarbenen Pyjamas nach Dubai oder Abu Dhabi, dann sind sie nirgends gern gesehen. Vor allem vom Strand und den Shopping Malls werden sie vom Sicherheitspersonal ferngehalten. Die Securities stammen oftmals aus Nepal oder aus Kenia, frag mich nicht warum. Die Frauen aus Indonesien und den Philippinen arbeiten als Kindermädchen und Putzfrauen in den reichen Haushalten. Die Ägypter, Palästinenser, Libanesen oder Omanis, also alle arabischen Ausländer arbeiten vielfach als Polizisten, Beamte oder führen eigene Geschäfte und Restaurants, wohl die loyalsten Verbündeten der emiratischen Herren. Die Südostasiaten schuften zahlreich in den Restaurants. Die vielen westlichen Einwohner arbeiten in den internationalen Unternehmen. Es sind wohl die hohen Saläre und die absurden Konsummöglichkeiten welche jegliches Gerechtigkeitsgefühl oder das Bedürfnis nach Mitbestimmung abtöten. Die Westler leben in den Wolkenkratzern oder bewachten ‚Villages‘ unter sich, fressen sich fett und shoppen sich dumm. An der Spitze der kulturellen Pyramide stehen die Emiratis. Von ihnen gibt es weniger als Inder im Land und sie lieben ihre Autos, Strandbuggys, Falken, Kamele und alle anderen ihrer Spielzeuge. Die Männer tragen die Dischdascha mit Turban oder Ghutra. Die Frauen immer ihre schwarze mit farbigen Stickereien verzierten Burkas. Diese arabischen Uniformen ehren nicht nur die Traditionen des Landes, sondern garantieren für ihre Träger vor allem eine privilegierte Behandlung. Damit die Emiratis nicht völlig das Gefühl haben von Ausländern abhängig zu sein, arbeiten sie auch etwas mit. Den privaten Unternehmen wurden deshalb Emirati-Quoten mit festgeschriebenen Löhnen verordnet. Die Pyramide ist nicht bis zur Spitze durchlässig, denn eingebürgert wirst du hier nie, egal wie viele Generationen deiner Vorfahren in den Emiraten geboren wurden. Als Ausländer musst du dein Visa alle drei Jahre erneuern lassen. In der Firma ‚Vereinigte Arabische Emirate‘ bleibst du für immer in der Probezeit.
DIE EMIRATES IM KALEIDOSKOP
Um halb fünf ist Schichtwechsel in der Dubai Marina, wo viele neue Hochhäuser entstehen. Die Bauarbeiter sehen müde aus, sie haben gerade ihre zwölf Stunden Schicht hinter sich. In Reih und Glied warten sie bis der Bus sie in die riesigen Lager ausserhalb der Stadt bringt. Beim Überholen der Busse sieht man die schwarzen, im Schlaf nach unten hängenden Köpfe im Rhythmus der Strasse tanzen wie die Wackeldackel auf dem Armaturenbrett. Rund 1000 Dirham, das entspricht etwa 250 Franken ist den Scheichs und den westlichen Investoren die Arbeit eines Pakistaners im Monat wert. Es ist den Arbeitern zudem verboten sich zu organisieren. Um sie gefügig zu halten wird vielen der Pass abgenommen.
Keiner der europäischen Expats, die wir getroffen haben, hat einheimische Freunde. Es sei praktisch unmöglich mit den Emiratis in engeren Kontakt zu kommen, wird uns gesagt. Emiratis gelten als arrogant und abgehoben, arbeitscheu und unfehlbar. Emiratis führen nur Büroarbeiten aus. Nie wirst du einen Emirati sehen, der als Koch, Gärtner oder Taxifahrer arbeitet. Wird man in einen Autounfall mit einem Emirati verwickelt stellt sich die Schuldfrage nicht. Emiratis sind nie schuldig.
Der Direktor einer französischen Schule wird des Landes verwiesen weil er einen untragbaren emiratischen Schüler von der Schule ausgeschlossen hat.
Emiratis erwarten immer eine Sonderbehandlung, deshalb gibt es überall VIP-Eingänge sogar im nirgendwo bei der Morheb-Düne.
Im Restaurant sind alle der rund 20 Tische besetzt. 19 Tische haben kein Tischtuch, nur der eine Tisch mit den Emiratis ist gedeckt.
Zu jedem Klo gehört ein Pakistaner. Für jeden Emirati hat der Pakistaner eine extra Putzschicht einzulegen.
Mitten im Nirgendwo nur umgeben von Sand steht die Garage des Scheichs. In der Garage mit der Form einer Pyramide hat irgendein Scheich seine Autosammlung untergebracht. 204 Autos in allen Formen und Farben. Alte Citroen, Minis, Chevrolets und viele Mercedes. Eine Serie Mercedes gibt es in allen Regenbogenfarben, für jeden Tag eine andere Farbe. Vor der Garage steht der grösste Wohnwagen der Welt, acht Schlafzimmer jedes mit eigenem Bad und vier Garagen. Bis vor kurzem sei der Zutritt zum Automuseum kostenlos gewesen, erklärt der nepalesische Wachmann. Doch seit die Männer von der zwei Kilometer entfernten „Worker‘s Redsidence“ das Museum am Freitag belagerten, habe er ein saftiges Eintrittsgeld zu verlangen.
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