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ES IST VERBOTEN...

 

Iran hat zwei Gesichter. Eines ist freundlich, intelligent und einladend. Das andere ist hinterhältig, abweisend und angsteinflössend.

 

Wir treffen im Iran die freundlichsten, interessiertesten und hilfsbereitesten Menschen unserer bisherigen Reise. Keine ideologisch gleichgeschalteten religiösen Fanatiker, sondern kritische und weltoffene Frauen und Männer.

Viele sprechen gut Englisch und sind mit dem Weltgeschehen vertraut, denn die islamische Republik investiert viel in die Bildung ihrer Bürger. Und zwar in jene beider Geschlechter. Bei den Studenten ist der Frauenanteil sogar höher.

Kulturell haben die Perser auch einiges zu bieten,  Überreste riesiger antiker Königreiche, die wohl schönsten Moscheen auf dem Globus, Dichter von Weltbedeutung, Miniaturmalereien oder famose Teppichkunst.

Der Iran ist, ganz dem Ideal der islamischen Republik entsprechend, eine egalitäre Gesellschaft. Wir sehen weder Bettler auf den Strassen, noch Obdachlose in den Parks. Auch überdurchschnittlicher Reichtum ist nicht wahrnehmbar.  Nur wenige protzige Schlitten oder mit grossen Zäunen geschützte Vorstadtvillen. Die Sicherheitslage ist mehrheitlich gut, abgesehen von den Grenzregionen zu Afghanistan und Pakistan wo die Drogenkartelle herrschen. Wir campieren oft wild, fühlen uns nie unsicher.

Aber da gibt es eben auch noch die hässliche Fratze. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt inoffiziell bei beinahe 50 Prozent und eine galoppierende Inflation verteuert das tägliche Leben. Vom Ölreichtum scheinen vor allem die Mullahs zu profitieren. Kein Wunder ist ein grosser Teil der jungen Bevölkerung frustriert.  Abgesehen von den wirtschaftlichen Problemen fühlen sich viele eingeengt im religiösen Korsett. Im öffentlichen Raum gelten strenge Regeln ohne Toleranz. Peitschenhiebe für einen Discobesuch, Steinigungen für Ehebruch. Es ist verboten einen Hund zu halten, schwul zu sein oder Backgammon zu spielen.

Trotz den drastischen Strafen gibt es zivilen Ungehorsam. Die meisten, die wir getroffen haben, brechen mit Absicht und voller Stolz Gesetze und Regeln um damit Widerstand gegen Regierung und Mullahs zu demonstrieren. Im Folgenden einige Beispiele:

 

Es ist verboten ausländische Fernsehstationen zu empfangen!

Der Fernseher ist für Iraner das Fenster zur Welt, das die Mullahs versuchen mit lächerlichen Aktionen zu zusperren. Ab fünf Uhr nachmittags, sobald BBC Persia Nachrichten sendet, schickt die Regierung ihre Störsignale, die „Parasiten“. Ab dann gibt’s auf BBC Persia statt satanischer Berichterstattung nur noch Ameisenrennen. Wenn es den Jungs von der Sitte besonders langweilig ist, klettern sie auf die Dächer und beschlagnahmen Satellitenschüsseln. Mit dem Effekt, dass zwei Tage später neue oben stehen.

Bei einem Irani nach Hause eingeladen, wird als Beweis des zivilen Ungehorsams als erstes der Fernseher eingeschaltet. So auch bei Mohammed. Nicht ohne Stolz zapped er durch seine fünf Pornokanäle: „Die senden ohne Pause.“

 

Es ist verboten Alkohol zu konsumieren und zu produzieren!

Ali, Mohammed und Hossein stossen mit uns an: „Auf den Mullah von nebenan“.  Sechs Flaschen hat sich Ali bestellt, Whisky und Wodka in verschiedenen Farben. „Du kriegst hier alles“, sagt Ali. „Nur Bier in Flaschen ist schwer zu kriegen“. Darum ist er auf sein kleines Heineken besonders stolz. Schon ab der zweiten Runde Whisky wird die Stimmung ausgelassen. Hossein dreht die Musikanlage auf, singt und tanzt zu iranischen Exilpop. Uns ist es etwas mulmig, wir hätten lieber keinen Mullah in der Nachbarschaft. Mohammed lallt bereits.  Ali hingegen ist mit den gelieferten Schnaps-Flaschen nicht ganz zufrieden. Deshalb ruft Mohammed den Kurier an. Zwei Flaschen soll der wieder abholen, dafür Wein bringen. Der Kurier düst mit seinem Moped durch die Stadt, auf dem Gepäckträger die Weinflaschen. Ein riskantes Geschäftsmodell. Wird er erwischt, droht dem Mann die Todesstrafe.

Normalerweise produzieren Mohammed und Hossein den Wein für den Eigenbedarf selber. Hossein demonstriert auf dem Teppich wie er unten im Keller Trauben zu Wein stampft.

Angst vor Strafen haben die drei nicht. Sollte sich tatsächlich jemand für ihre privaten Saufgelage interessieren, könne man dessen Schweigen kaufen, ist Ali überzeugt.  Und Mohammed sagt: „Wir sind keine Einzelfälle, keine Schwerverbrecher. Über 80 Prozent in meinem Bekanntenkreis trinken regelmässig Alkohol.“  Er nimmt einen weiteren grossen Schluck Whisky und ergänzt lachend: „Und das gilt mit einem leicht geringeren Prozentsatz auch für die gesamte iranische Gesellschaft.“

 

Geschlechtertrennung in den öffentlichen Verkehrsmitteln!

In den Stadtbussen sitzen die Männer vorne, die Frauen hinten. In Tabriz hat sich ein Mann mutigerweise im hinteren Teil des Busses neben seine Frau gesetzt. Eine Frau, die keinen Sitzplatz mehr hat, beschwert sich über den Mann. Er geht nach vorne, sie setzt sich. Soviel Gleichberechtigung muss sein.

In der Metro in Teheran gilt Ähnliches. Es gibt Wagen für Frauen, dort dürfen keine Männer rein. Frauen hingegen dürfen auch in die Wagen der Männer sitzen. In der meistens vollgestopften Metro ist es gut eine Frau dabei zu haben. Im Männerwagen machen sie alle Platz für sie. Ganz selbstverständlich auch für deren Begleiter. Keiner will einer fremden Frau zu nahe kommen, das gilt als respektlos gegenüber deren Mann.

 

Es ist verboten schwul zu sein!

Ich bringe unsere Kleider in die Wäscherei. Einer steht im Unterhemd zwischen den zum Trocknen aufgehängten Anzügen und wartet bis sein Hemd gebügelt ist. Oberarme und Brust sind tätowiert. Er lacht mich an, ich lächle zurück. Das scheint sein Signal gewesen zu sein. Er kann nur ein paar Brocken Englisch, doch die sind eindeutig. Gay, sei er. Und er drehe Filme, Porno, um genau zu sein. Er drückt mir seine Visitenkarte in die Hand, zieht sein Hemd an und ruft zum Abschied: „I love you!“

 

Für Frauen gilt die muslimische Kleiderordnung!

Die muslimische Kleiderordnung ist klar. Haare, möglichst viel Haut und alle Körperformen müssen verdeckt sein. Dieses Gesetz gilt für alle Frauen im Land und wird ziemlich gut eingehalten. Die ersten Tage im Iran waren für uns deshalb auch ziemlich schräg. Überall diese Horden schwarzer Gespenster.  Kichernd, Taschen schleppend, diskutierend, sich beeilend, feilschend oder einfach nur durch die Gassen des Basars schwebend, bestimmen sie das Stadtbild. Trotzdem erstaunlich, seit Jahrhunderten üben die persischen Frauen den Umgang mit diesen Tüchern doch für viele scheint es mühsam geblieben zu sein. Immer wieder verrutscht im Wind der Tschador, dauernd wird in Form gezupft oder neu verdeckt. Einige nehmen die Enden des Stoffs in den Mund um ihn zusammen zu halten, das sieht dann besonders blöd aus.

In Teheran oder Tabriz tragen viele junge Frauen keinen Tschador und reizen die Grenzen der Kleiderordnung aus. Das schwarze Kopftuch wird weit hinten getragen, zumindest der  Haaransatz ist dann sichtbar. Geschminkt wird eh was das Zeug hält. In der Dicke wie die iranischen Frauen ihr Make-Up aufgetragen, ist es auch eine Art der Verschleierung. Ansonsten ist der Style bei den jungen Frauen ziemlich einheitlich. Zumeist ein enger schwarzer Mantel der den Hintern gerad noch knapp verdeckt. Darunter enge Jeans. Ganz gewagte tragen High-Heels.

 

Zwischengeschlechtlicher Körperkontakt in der Öffentlichkeit ist verboten!

Ab Kindergarten gilt Geschlechtertrennung. Kinder haben bis zur Heirat höchstens in der Familie Kontakt zum anderen Geschlecht. Läuft es dumm und du hast keine Schwestern, dann siehst du als Junge höchstens mal deine Mutter ohne Kopftuch. Was für ein traumatisches Erlebnis muss dann die Hochzeitsnacht sein?!

Die Iranis entwickeln natürlich auch hier Strategien, diese Regeln zu umgehen. Es ist schön zu sehen wie junge Pärchen mit dem Motorrad ziellos durch die Gegend fahren, er mit seligem Lächeln vorne sitzend sie dahinter ihr Gesicht an seinen Rücken kuschelnd und die Arme um seinen Bauch geschlungen.

Sogar für streng religiöse Männer und Frauen gibt es eine institutionalisierte Möglichkeit sexuell aktiv zu werden ohne sich für ein Leben zu binden. Mann und Frau heiraten für einen vorher festgelegten Zeitraum. Ein Mann kann sich also die Dienste einer Ehefrau für ein paar Tage, Wochen oder Jahre kaufen, ohne dabei eine verpflichtende Ehe einzugehen. Die Ehe auf Zeit ist zwar verpönt, gilt aber als schiitisch korrekte Art der Prostitution.

 

Tanzen ist verboten!

Wir sind von der Grösse der Wohnung überrascht. Eine iranische Wohnung habe ich mir immer anders vorgestellt. Kleiner, ärmlicher. Die Küche das Wohnzimmer und der Esszimmer gehen fliessend in einander über und machen zusammen mehr als 100 Quadratmeter aus. Genügend Platz für eine wilde Party also. Trotzdem sind wir vom Hochzeitsvideo des ältesten Sohnes ziemlich überrascht. Die Wohnung zum Club um dekoriert. Discokugel, farbige Scheinwerfer und die Nebelmaschine sorgen für Ambiente. Die Iranis egal ob jung oder alt tanzen ausgelassen zu türkischer Popmusik. Die Frauen tragen schulterfreie Kleider mit weitem Ausschnitt, die Herren Anzug mit Krawatte. 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    CH-Staatsangestellter (Sonntag, 17 Juni 2012 10:49)

    Super interessanter Bericht!! Danke...

  • #2

    Urban (Mittwoch, 11 Juli 2012 09:37)

    Da krieg ich doch glatt fernweh... weiterhin gute Reise!