VENEDIG
Venedig erster Versuch
14 Uhr/Piazza San Marco/ Wunsch trifft Realität:
Sanft gleitet die Gondel durch den Canal, vorbei an atemberaubenden Palästen, Brücken und Kirchen. Eine Stadt gebaut auf Millionen hölzerner Säulen, ein endliches Leben ist ihr beschienen. Sich
seiner Melancholie hingebend stimmt der Gondoliere ein Lied an. Italienisches Essen mit Wein im Schein einer Kerze. Eine junge Frau rennt im weissen Abendkleid über den weiten Platz, das Klappern
der Schuhe hallt wider, Tauben scheuchen auf. Einmal Venedig sehen, dann sterben.
Angeblich bis zu 14 Millionen Touristen werden jährlich auf den mit Gondeln und Motorbooten verstopften Kanälen durch die Stadt gepresst. Auf der Piazza San Marco muss man die Turis fast
schichten. Wo andernorts als Ratten der Lüfte verschrienen, dienen Tauben als Kuscheltiere. Denn hier gehören sie zum Pflichtprogramm. Ein Foto mit Taube muss sein! Wer es nicht weiss, es sich
leisten kann oder so tun will als ob, gönnt sich ein nicht ganz günstiges Cüpli auf der Piazza. Der Charme der Stadt lässt sich nur erahnen, man kann sich gut vorstellen wie schön es wäre, wenn
nicht so viele von den anderen da wären. Verständlich, dass man in den 90er Jahren versuchte, mit Schreckensszenarien von Schmutz und Ratten Tagestouristen von Venedig abzuhalten. Schade ist es
nicht gelungen. Wie muss es wohl für die Bewohner der Stadt sein?
Schön sind die kleineren Inseln, Murano mit Glasskulpturen und den riesigen Industriebrachen mit Meeranstoss. Burano mit den schönen kleinen farbigen Häusern und seinen alten Bewohnern.
Venedig zweier Versuch mit dabei Biit und Sändy
8:00 Piazza San Marco/der aufziehende Touristensturm kann nur erahnt werden/ der Palazzo Ducale und die Basilica entfalten ihre volle Wirkung, wir machen Fotosession
9:00/die ersten Touristen tröpfeln auf den Platz, es bilden sich rund 50m Warteschlangen vor den Sehenswürdigkeiten (die allerdings erst in 45‘ öffnen!)/ wir tauchen ab, in den schmalen Gassen herrscht geschäftiges Treiben
9:30/ Espresso im gemütlichen Cafe/ Handwerker und Mann mit Krawatte legen hier ihren höchstens zweiminütigen Koffeinboxenstopp ein/ einige Abgetauchte schlendern vorbei, sonst Touri-arm/wir wieder ab in den Gassendschungel
11:00/Ponte di Rialto/ Touri-Fotosessions, wir machen mit/ dann vorbei am Markt und über viele kleine Brücken
12:00/schmaler Kanal, dicker Gondoliere, wir greifen zu/ hübsch romantische Gondeltour/ der ausgetauschte Gondoliere singt nicht, schaut aber grimmig
13:00/Campo San Giacomo / Platz mit vielen Cafes und Kirche in der Mitte/ Erholungs-Espresso vom Gondelflash /spannendes Italo Kaffeekränzchen mit vielen kleinen dicken Hunden
14:30/Bahnhof/mit Boot auf dem Canal Grande Richtung San Marco
15:00/San Marco/ Touristenüberschwemmung, wir dokumentieren mit Fotos/Sandy kauft T-Shirt aber keine Maske! (die kleine gilt nicht)/ Rettung aufs Boot Richtung Camping/ der zweite Versuch hat sich sehr gelohnt!
CAMPER CITY
Unser Camping ist eine geschlossene Gemeinschaft, eine „Gated Community“. Mit rot-weissem Schlagbaum und straff organisiert, wie es sich gehört. Damit kein Schäfchen verloren geht und sich auch kein Wolf einschleichen kann, erhält jeder ein Bändeli , eine Camping- Identiätskarte und einen Kleber ans Auto. Die geteerten Strassen stehen alle rechtwinklig zueinander. Das Vorfahrtsrecht auf den Kreuzungen ist mit den vielen grossen Stopps übersichtlich geregelt.
Es wohnen viele Senioren auf dem Camping, einige haben einen festen Stellplatz. Jetzt über Ostern kommen auch Familien. Für die kleinen Gäste gibt es Leo. Leo-Spiele, eine Leo-Hüpfburg und in den sanitären Anlagen eine Leo-Ecke mit winzigen Leo-Pissoirs und kleine in schönen Farben leuchtenden Leo-Waschbecken.
Zur Toilette, ins Centro und ins Aqualand nimmt man am besten das Velo, zum Minigolf- oder Tennisplatz und zur Gaming-Zone auch. Am Sonntag zum Gottesdienst in die Camping-Kirche kann man schon mal zu Fuss gehen.
Drei Mal am Tag wiederholen junge Frauen mit sympathischen Stimmen gebetsartig die Campingregeln über die Lautsprecheranlagen. Damit scheint man der Senilität der Gäste Rechnung zu tragen. Oder aber der Campingdirektor, ganz der Silvio, möchte die unerhörte Macht seines Medienmonopols auf dem Camping unter Beweis stellen.
Auch Hunde sind auf dem Camping willkommen. Sie haben sich aber samt ihren Frauchen und Herrchen nur in einer dafür vorgesehenen Zone aufzuhalten. Das Hundeghetto ist mit einem drei Meter hohen Maschendrahtzaun (kein Stacheldraht!) vom Rest des Campings abgetrennt. Die Übergänge von der Hunde- zur Nichthundezone werden bewacht. Nachts wird das Eisentor zur Hundezone geschlossen. Wer will kann dann immer noch über eine Passarelle in die Nichthundezone gelangen, Rollstuhlgängig ist das Ganze dann aber nicht mehr.
Italien hat ein Abfallproblem. Hier nicht! Eine eigens dafür angefertigte Broschüre erklärt die Abfalltrennung. Auf den Containern hat es immer ein passendes Bild mit Beschreibung. Es hat mich dann aber trotzdem ein bisschen verwirrt, dass sowohl Dosen, Glas, Pet und Plastik in denselben Container sollen. Das muss ja nachher wieder jemand sortieren! Ob deshalb so viele Nordafrikaner nach Italien kommen?
Einen Strand hat es auch. Er ist kilometerlang, über Hundert Meter breit und um diese Jahreszeit fast menschenleer…
ADE DU SCHÖNE SCHWEIZ
Nach zehn Tagen sonnigem Verwöhnprogramm auf einem direkt am See gelegenen Fünfsterne-Campingplatz in Tenero, konnten wir uns endlich von unserer vertrauten Heimat und dem W-Lan am Stellplatz los reissen. Wir machten uns auf nach Chiasso, wo wir ein erstes Mal das Übertreten der Grenze und den Umgang mit den Zollbeamten üben wollten.
Weder unserem blauen Büssli, noch seinen Insassen scheint ein möglichst unauffälliges Auftreten zu gelingen und wir werden prompt zur Seite gewinkt.
Nach endlosen Minuten bangen Wartens, taucht der Büssliinspektor mit einem aufgeweckten Vierbeiner an der Leine auf. „Cerca bene! Cerca Bene!“ stachelt der Grenzwächter seinen treuen Gefährten immer wieder an und klopft das ganze Büssli ab. Systematisch wird die Hundenase durch unser Büssli in die entlegensten Winkel und Nischen geführt. „Cerca bene! Cerca bene!“ Sogar die Büsslibesitzer werden aufgefordert, sich still hinzustellen und werden abgeschnüffelt.
Schliesslich gibt’s ein Kompliment für den schönen Innenausbau unseres Büsslis und wir dürfen weiter fahren.
Dankbar für die gelungene Hauptprobe betreten wir die EU mit dem beruhigenden Wissen, dass wir unsere Drogen gut versteckt haben…
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