BLITZLICHT WESTTÜRKEI
Edirne
Ölringen:
Im Stadion schauen wir uns die glitschigen Kämpfe an. Männer, nur mit langer schwarzer Lederunterhose bekleidet, begiessen ihre Körper mit Öl und treten im Ringkampf gegeneinander an. Begleitet werden die Kämpfer von lauter Trommelmusik. Es hat fast keine Frauen in der Arena. Von unserem Sitznachbarn bekommen wir eine Handvoll Sonnenblumenkerne geschenkt und versuchen sie ebenso gekonnt mit den Zähnen zu knacken wir er. Gar nicht so einfach.
Selimye Camii
Diese imposante Moschee ist das Meisterwerk eines berühmten osmanischen Architekten aus dem 16. Jahrhundert. Der ganze Boden ist mit Teppichen belegt. Überall sitzen Menschen, manche beten. Es herrscht eine anmutige und gemütliche Atmosphäre.
Schwarzmeerküste
Auf einem Türkencamp verbringen wir ein paar Tage am Meer. Viele haben zum Picknicken ihren Teppich mitgebracht. Wir bekommen eine Gurke, Jogurt und Pouletbeinli geschenkt und werden zum Tschai eingeladen. Auf einem Dschungelfluss paddeln wir mit dem Kajak mehrere Kilometer aufwärts. Wir sehen 84 Wasserschildkröten, die gerade ein Sonnenbad geniessen.
Istanbul
Man hört Schauermärchen vom Verkehr in Istanbul. Stundenlang könne man sich hier verfahren, wenn man die falsche Abzweigung erwischt. Etwas nervös fahren wir einfach alles dem Meer entlang und gelangen ohne Probleme mitten ins Zentrum. Eine Frau fängt uns ab und führt uns zu ihrem Privatpakrplatz. Hier können wir eine Woche lang wohnen. Im Hostel nebenan können wir die Dusche benutzen. In einem Korb an einem Seil lässt uns die Parkplatzbesitzerin kleine Naschereien zum Fenster hinaus.
Wir machen viel Sightseeing (Hagia Sophia, blaue Moschee, unterirdische Zisterne, Bosporus Night-Tour, Schiffsfahrt…). Am besten gefallen uns die Galatabrücke bei Sonnenuntergang und die leckeren Meze in Beyoglu.
Es gibt viel für die Weiterreise zu erledingen (Iranvisum abklären, Navi kaufen, unser defektes Objektiv reparieren lassen). Wir lassen uns einen Autogasadapter zusammenschrauben, damit wir unsere Gasflasche an der Tankstelle auffüllen können.
Nördliche Ägäisküste
Uludag
Auf dem Weg an die Küste bleiben wir einen Tag im Skigebiet auf dem Uludag auf über 2000 Meter. Es ist angenehm kühl. Wir fühlen uns an die Schweiz erinnert. Zum ersten Mal seit Wochen frieren wir wieder in der Nacht.
Bozcaada und Alibey
Mit der Fähre geht’s auf die Insel Bozcaada. Leider finden wir nicht die einsame Strandidylle die wir suchen. Es sind Sommerferien und Türken aus Istanbul, Bursa und Izmir bevölkern jede noch so kleine und abgelegene Bucht. Hinzu kommen der starke Wind und die Polizei, die uns von unserem Logenplätzli schickt. Nach einer Nacht gehen wir wieder, weiter auf die Halbinsel Alibey. Die ganze nördliche Ägäisküste ist fest in der Hand türkischer Touristen, deshalb fahren wir weiter.
Bergama
Wir treffen uns mit Brett und Magdalena, die wir in Edirne kennen gelernt haben. Machen eine Fahrradtour zu den Ruinen von Pergamon. Weit kommen wir nicht. Schotterpiste und 'Teufelsdornen' bescheren uns fünf platte Reifen, jetzt geht’s zu Fuss weiter. Es hat kaum Touristen bei den Ruinen, nichts ist abgesperrt, man kann nach Belieben überall herumkraxeln.
Pamukkale
Wir wollen die weissen Travertinterrassen ganz für uns alleine haben, deshalb machen wir uns um sechs Uhr morgens auf den Weg. Glück gehabt, eine halbe Stunde später werden die Tagestouristen bereits busweise angekarrt. Die Terrassen dürfen nur barfuss betreten werden. In warmen Wasserbecken kann man herumplanschen. Oben auf dem Hügel steht die römische Ruinenstadt Hierapolis. Weil es so toll war, spazieren wir am Abend gleich nochmals durch die Terrassen.
Boncuk
Auf einem abgelegenen Campingplatz in einer von Palmen gesäumten Bucht verbringen wir drei erholsame Tage. Bei unseren Nachbarn fällt ein Chamäleon von der Palme. Es verdreht die Augen in alle Richtungen. Danke Brett und Magdalena für den tollen Tipp!
Mittelmeerküste
Wir stoppen beim Schlammbad von Sultanye und verwöhnen uns mit einer Schlammpackung. Die Szenerie wirkt surreal, lauter versteinerte Menschen stehen wie Denkmäler herum. Wenn der Schlamm trocknet und einreisst bekommen die Gestalten etwas ‚orkhaftiges‘. Ein Sprung in den See und weiter geht die Fahrt zum Schildkrötenstrand. Wir Besuchen die Schildkrötenauffangsstation. In Kayaköy schleichen wir uns nachts in die Geisterstadt. Vor fast hundert Jahren wurden die hier ansässigen Griechen zwangsumgesiedelt. Seither ist die Stadt verlassen und zerbröckelt langsam.
Ölüdeniz
Wir verbringen ein Traumtägli in der abgelegenen Strandgemeinde von Kabak. Hier dürfen keine festen Bauten aus Stein errichtet werden. Es gibt nur ein paar Bungalows, Baumhäuser, selber gebastelte Schaukeln und riesige Kissen in der saftig grünen Wiese direkt über der Bucht.
Am nächsten Tag klettern wir ins Schmetterlingstal. Sind etwas erschrocken über den steilen und schmalen Abstieg. ‚Die gefährlichsten Stellen sind mit Seilen gesichert‘ steht im Reiseführer, aber nicht, dass man sich senkrecht abseilen muss. Nach einer Stunde erreichen wir das grüne Hippietal mit vielen Obstplantagen. Von den angeblich Millionen Schmetterlingen sehen wir einen.
Im touristischen Ölüdeniz springen wir vom 1960 Meter hohen Babadag und schweben mit dem Gleitschirm über die Lagune.
Saklikent
Durch den Fluss watend nähern wir uns der Schlucht. Diese wird immer höher und enger. Über Stock und Stein kann man im Wasser in die kilometerlange Schlucht vordringen. Und dann hängt doch da schon wieder so ein Seil. Besser gesagt man hat die Wahl zwischen einem dünnen Seil, das aus fünf Metern Höhe von einem Felsen baumelt oder einer schäbigen Leiter mitten im Wasserfall. Das Seil kommt nicht in Frage, gegen die Wassermassen auf der Leiter kommen wir nicht an. Janu, dann heisst es halt umkehren. Auf dem Heimweg retten wir noch ein verirrtes Fröschli.
Patara
Dank Google Earth finden wir ein einsames Plätzchen im Wald vor den Dünen. Wir geniessen den tollen Ausblick auf den 20 Kilometer langen Dünenstrand. Das Baden muss man sich verdienen. Düne rauf Düne runter dauert der anscheinend kurze Spaziergang eine halbe Stunde. Bei dem glühend heissen Sand hilft nicht einmal der Sockentrick weiter. Augen zu und durch, denn unten wartet ein kleines Paradies.
Weil der Strand ein beliebter Nistplatz für Meeresschildkröten ist, gehen wir bei Vollmond auf Schildkrötenpirsch. Schildis sehen wir keine. Dafür taucht im Dunkeln plötzlich ein halbes Dutzend riesiger schwarzer Gestalten auf. Geduckt rennen sie über den Strand. Uns wird etwas mulmig zumute. Es kann nur ein wildes Hunderudel sein, also lieber auf Abstand bleiben. Wir warten bis die Tiere weiter ziehen und gehen dann auf Spurensuche. Die Abdrücke im Sand sind eindeutig Wildschweinhufe. Kilometerweit haben sie den ganzen Strand aufgewühlt und tiefe Löcher gebuddelt. Auch am nächsten Tag treffen wir überall in den Dünen auf ihre Spuren.
Kas
Wir gönnen uns einige erholsame Tage in der Lagune von Kas. Hier ist es richtig heiss! Am wohlsten fühlen wir uns im Wasser.
Cirali
Im Dunkeln, mit Taschenlampen ausgerüstet, machen wir uns auf den Weg zu den ewigen Flammen, die hier im Berg lodern und aus Felsspalten züngeln. Angeblich schlummert in der Tiefe ein feuerspeiendes Monster aus der griechischen Mythologie.
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