Unser Lieblingsort in Istanbul ist die Galatabrücke bei Sonnenuntergang. Zu dieser Zeit stehen Hunderte von Anglern auf der Brücke. Sie drehen und ziehen an ihren Angeln als seien sie Puppenspieler von Unterwassermarionetten.
Am Wasser verkaufen die schwimmenden Fischbuden den frischen Fang als Sandwich mit Salat. Touristen quetschen sich neben Herren mit Krawatten, Studenten und Grossfamilien auf die winzigen Hocker und tröpfeln Zitronensaft über ihren Fisch. Dahinter leuchten die schönsten Moscheen Istanbuls als letzte Zeugen der osmanischen Hochkultur golden in der untergehenden Sonne. Auf dem Platz vor der berühmtesten Moschee des Architekten Sinans warten die Gläubigen auf den Ruf zum Abendgebet. Zwei Frauen im Tschador erholen sich auf der Treppe von ihrer Shoppingtour.
Rund um Anlegestellen für die Fähren, die zwischen dem europäischen und dem asiatischen Teil Istanbuls pendeln, breiten jeden Abend die fliegenden Händler ihre Waren auf Tüchern aus. Pyjamas für die Frau, gefälschte Uhren für den Mann, wackelnde Roboterhunde aus China für die Kinder und Fellkappen aus Zentralasien für die Touristen. Männer sitzen an kleinen Pulten und zeichnen mit magischen Kreiseln bunte Kunstwerke, während es über ihnen kleine leuchtende Fallschirme regnet. Im grössten Gedränge stehen die Verkäufer von Sesamkringeln und gebratenen Maiskolben mit ihren mobilen Ständen. Männer, die unter ihren riesigen Behältern fast nicht zu sehen sind, durchsuchen den Müll nach Pet und Karton.
Nach Sonnenuntergang spiegeln sich die Leuchtschilder der schwimmenden Fischbuden auf den Wellen wie funkelnde Edelsteine im Kaleidoskop.
Ein paar Schritte zum Galata-Turm hoch, geht in den Seitengassen der Istikal Caddesi die Post ab. Türken jeden Alters trinken Raki, essen sich stundenlang durch die wunderbaren Mezeplatten und singen voller Innbrunst zur Live-Musik.
Zu dieser Zeit ist in Sultanahmet, wo die ältesten und schönsten Gebäude Istanbuls stehen, bereits tote Hose. Dank unglaublich vieler Sehenswürdigkeiten auf kleinstem Raum ist Sultanahmet touristisch durchrationalisiert, nur Hotels, Restaurants, Teppich- und Souvenirgeschäfte. Am Tag strömen hier tausende Touristen durch die Gassen und beweisen sich gegenseitig wie angesagt die Stadt ist. Dank den arabischen und pakistanischen Touristinnen vervielfacht sich der Burkaanteil. Einige aus dem Saudi Land bleiben den ganzen Sommer, weil es hier nicht so heiss ist und es trotzdem kein Schweinefleisch gibt. Ein paar Querstrassen weiter Richtung Marmarameer wird Istanbul zum Dorf, freilaufende Hühner sind Beweis dafür.
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