ÖLRINGEN
Nur mit einer schwarzen Lederhose gekleidet, reiben sich die muskulösen Männer gegenseitig liebevoll am ganzen Körper mit Olivenöl ein bis sie alle, goldig glänzend wie fette Poulets, in der Sonne grillen. Dann wird es richtig schmierig. Die Männer lehnen sich aneinander an, schubsen, ringen und bleiben dann irgendwann ineinander verkeilt im knöchelhohen Gras liegen. Erst jetzt greifen sie sich gegenseitig in die Hosen. Was sie dort suchen und welche Handlungen konkret noch erlaubt sind, wissen wir nicht.
Seit 600 Jahren wird in Edirne jeden Sommer der beste Ölringer der Türkei gekürt. Für das mehrtägige Ringfest strömen Zuschauer und Kämpfer vom ganzen Land in den westlichsten Teil der Türkei. Die Kämpfer werden durch ein Orchester aus Oboen und Trommeln angefeuert. Wenn der Wind dreht, schlägt uns die Ölwolke direkt ins Gesicht. Die Tribünen sind gut gefüllt. Das vorwiegend männliche Publikum kann beim Sonnenblumenkernen knacken gleichzeitig rund 40 Kämpfern beim Grabschen zuschauen. Vor dem Stadion gibt es einen grossen Markt mit Stachelhalsbändern für den Hund und Werkzeugen für den Bauer. Die grosse Traktorenausstellung ist sehr gut besucht.
SCHLEICHENDE ISLAMISIERUNG
Ömür ist nervös. Sie erwartet ein Telefonat von ihrer Bank. Es geht um die 25‘000 Euro, die sie so dringend bräuchte. Denn Ömür möchte sich die Dienste des besten Ölringers ersteigern. Nicht für ihren Schutz oder zum Vergnügen, sondern für ihre Mission die Türken aufzurütteln.
„In der Türkei findet eine schleichende Islamisierung statt.“ erklärt Ömür ernst. Wir sitzen im Büro ihres Freibads in Edirne. Die Pflanzen sind verdorrt, der Staub hat die Möbel grau gefärbt, das Bild von Attatürk ist ausgebleicht. Doch die Prinzipien von Attatürk hält die Unternehmerin wacker hoch. Deshalb will sie den Ölringkönig mit ihrer Botschaft nach Anatolien schicken und die Leute aufklären: „Tahip Erdogan unser Ministerpräsident und Vorsitzender der AKP gibt sich weltoffen und modern. In Wahrheit will er in der Türkei einen Gottesstaat ähnlich dem Iran errichten.“ Ömür nennt die AKP deshalb die „Ayatollah Khomenei Partei“. Sie sieht die Errungenschaften Attatürks und der modernen Türkei den Bach runter gehen.
Bei ihr im gemischten Freibad hätten die Kontrollen und Schikanen deutlich zugenommen. „Die Anhänger der AKP sehen es nicht gerne, wenn Frauen und Männer gemeinsam baden.“ Die Bank ruft an und sagt ab. Ömür nimmts locker, sie will es nächstes Jahr wieder versuchen. Da die Islamisierung nur schleicht, hat Ömür ja Zeit.
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Isabella (Freitag, 05 Juli 2024 17:24)
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