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Chiang Mai, 22. November - 17. Dezember 2012

 

TOLERANZ OHNE ENDE

  

In Chiang Mai wohnen wir mit unserem Bus für drei Wochen auf einer grossen Wiese am Ping River direkt neben einem buddhistischen Kloster. Jeden Morgen kurz nach Sonnenaufgang erwacht die Klangwelt Kloster. Mehrstimmiges rhythmisches Wischen fegt die nächtliche Stille beiseite. Beim Frühstück begleiten uns monotone Gebetsgesänge. Später sehen wir die Mönche am Fluss Wäsche waschen und den Holzsteg erneuern. Für das anstehende Lichterfest werden Bananenbäume umgepflanzt. Turtelnde Tauben auf dem Dach des Wats bringen mit ihrem Spiel die kleinen glitzernden Spiegel zum Klingen. Bereits am Vormittag hat sich das Kloster mit Pilgern gefüllt, Räucherstäbchen brennen, Gaben werden überbracht. Im Verlaufe des Tages lullt die immer gleiche Tempelmusik aus den Lautsprechern die Umgebung ein. Ein diffuser Nebel aus Harmonie animiert zu einem Mittagsschläfchen.

Ab und zu besuchen uns Bobby und Suthep, zwei junge Mönche, und praktizieren ihr Englisch. Es ist üblich, dass junge Thais für einige Wochen als Mönche in oranger Robe und mit kurzgeschorenen Haaren im Kloster leben. Statt wie bei uns mit 18 ins Militär, heisst es ab ins Kloster. Statt Morgenapell Morgengebet. Statt das Sturmgewehr ölen, den Geist schärfen. Religions-Rekruten im Dienste Buddhas. Kein schlechtes Modell finden wir, anstelle antiquittierten Kriegstaktiken, die Grundsätze einer friedlichen Religion zu lehren.

Die ersten Tage sind wir einfach nur beeindruckt von der anmutigen Atmosphäre rund um das Kloster. Erste kleine Risse erhält die heile Welt als wir entdecken, dass die Mönche nicht immer die mit ihrem Berufsstand in Verbindung gebrachte Anmut wahren. So hat es mich irritiert Mönche rauchen zu sehen. Oder warum spricht mich der eine Mönch auf der Strasse beim Vorbeigehen mit „Yo man“ an?

Das idyllische und beschauliche Tempeleben wird zudem von den Partyaktivitäten der Mönche in ein neues Licht gerückt. Einmal als wir spätabends zu unserem Schlafplatz zurückkehren, liegen dicke stinkende Rauchschwaden über der Wiese. Im Kegel eines der Scheinwerfer sitzend, stopfen alte und junge Mönche freudig handgrosse hohle Stangen mit Schwarzpulver um sie nachher an einem kleinen Flugzeug zu befestigen. Einmal entzündet, gleitet das Flugzeug mit lautem Zischen an einem Drahtseil entlang, von der in eine orange Kutte gehüllten Glatze aufgeregt hüpfend begleitet. Ziel ist es die eigene Schwarzpulverstange so zu stopfen, dass das Flugzeug genau im Zielbereich landet. Ein Moderator kommentiert den Wettkampf über riesige Lautsprecherboxen. Der Rauch im Licht der Scheinwerfer und die sonore Stimme aus den Boxen kreieren eine skurrile Atmosphäre. Ob dieser Anlass eine wichtige Station auf dem Pfad der Erleuchtung ist?

Das Experimentieren mit Schwarzpulver fanden wir ja anfangs noch lustig. Aber an Loi Krathong, einem an sich romantisch ruhigen Lichterfest, bei dem kleine Blumenboote beladen mit Wünschen im Ping River treiben gelassen werden, sind wir vom Verhalten der Mönche enttäuscht. Sie schaffen es, die schöne Stimmung mit ihren Knallern, die sie aus Vorrichtungen in Pistolenform abschiessen, zu bombardieren. Was uns aber noch mehr erstaunt ist die Reaktion der anderen Festteilnehmer. Ausser uns scheint niemand anders die Mönche auf den Mond schiessen zu wollen. Mit stoischer Ruhe lässt ein älteres Ehepaar in alter Tradition hunderte mit Kerzen bestückte Bananenblätter den Fluss hinab gleiten während sie pausenlos von den Kriegsmönchen mit Knallpetarden beschossen werden. Es scheint als wollten die Mönche die Toleranz aller anderen Festteilnehmer auf die Probe stellen. Und tatsächlich die Duldsamkeit der Thais scheint keine Grenzen zu kennen. Ein anderes Beispiel, ebenfalls vom Loi Krahtong. Zum Teil werden die Bananenblattboote mit Geldmünzen bestückt und so den Fluss hinabgeschickt. Ein paar Halbstarke nur wenige Meter weiter unten im Fluss stehend, plündern vor den Augen aller die Boote für die paar Baht. Auch hier beschwert sich keiner.

Aber erst als wir selber neun Tage im Kloster verbracht haben und die Grundsätze des Buddhismus gelehrt bekamen, können wir die Denkweise der Thais ansatzweise verstehen. Die vollständig auf das innere Gleichgewicht ausgelegte Lehre verabscheut Konflikte. Gefühlen soll man sich nicht hingeben, geschweige denn gegen aussen zeigen. Sich nicht in der Öffentlichkeit aufregen, nicht die eigene Unausgeglichenheit zeigen, lieber wegschauen, dulden. Sich nicht von unwichtigen Dingen vom Weg der Weisheit abbringen lassen. Verständnis zeigen für die ‚weniger Erleuchteten‘.

Die Spannbreite der sozialen Toleranz zeigt sich bei den Ladyboys. In Thailand scheint es möglich zu sein, freier als sonst wo das eigene Geschlecht zu wählen. Anders ist es nicht zu erklären dass sich so viele Männer als Frauen geben. Dass manche dies so gekonnt tun und so den einen oder anderen liebeshungrigen Touristen böse überraschen, war schon oft Stoff für wilde Traveller-Geschichten. Etwas weniger bekannt ist, dass in Thailands Städten auch viele Frauen lieber Männer sind. Junge modisch gekleidete Frauen mit kurzen Haaren, weiten, karierten Hemden und grosser Brillen führen in breitbeinigem Gang ihre schicke Freundin in Hotpants aus. Grossartig, dass so etwas in einer Gesellschaft Platz hat.

Ich frage mich aber auch wo die Grenze von Toleranz zu Ignoranz verläuft? Muss man wie das ältere Ehepaar lernen mit den Knallpetarden umzugehen?

Ein paar Beispiele, in denen Toleranz und Ignoranz für mich nicht klar zu trennen ist.

Thailändische Männer sind grosse Whisky Trinker, am liebsten mit Eis und etwas Soda. Es ist kein Einzelfall, dass wir Thais beobachtet haben, die zum Mittagessen im Restaurant eine Flasche Black Label trinken und nachher wie selbstverständlich in ihrem Pickup steigen. Geduldet von allen anderen, die am gleichen Tisch zu Mittag gegessen haben. Während unserer Zeit in Thailand haben wir mit einer Handvoll solcher Verkehrsteilnehmer Bekanntschaft gemacht. Zum Beispiel wird Perla auf dem Velo von einem Motorradfahrer gestreift, bevor dieser stockbesoffen in eine Strassenlaterne knallt. Einmal frühmorgens auf einer Überlandstrasse müssen wir abrupt bremsen, weil vor uns zwei Autos im Schritttempo Slalom fahren. Ein anderes Mal auf der Schnellstrasse touchiert uns ein Auto beim Überholen, sein Seitenspiegel bricht ab und hinterlässt am Bus eine Delle. Das andere Auto kommt ins Schleudern, bleibt nur kurz auf dem Pannestreifen stehen, bevor es ohne auf uns zu warten weiterfährt.

Tiere, egal ob streunender Hund oder frecher Affe werden von den Thais mit viel Liebe umsorgt. Denn niemand weiss, ob der hinkende Hund mit dem blutigen Ohr nicht die wiedergeborene Tante ist. Das ist wirklich bewundernswert. Aber ist es nötig, dass deswegen Hunderudel das Klosterareal kontrollieren, die Tempel vollkacken? Für uns Touristen ist es auch lustig zu sehen, wie die Affen in Lopburi die ganze Stadt beherrschen. Wie sie von einem Autodach zum anderen springend, fangen spielen. Wie sie sich kopfvoran in die bereitgestellten Wasserbecken werfen und wie sie sich gierig über das tägliche Früchtebüffet hermachen. Aber gefällt es den Einwohnern deswegen ihre Balkone, Treppenhäuser und Fenster mit Gittern vor den frechen Affen zu schützen zu müssen?

Ähnlich ist es mit den Sex- und Partytouristen. Auf Koh Phangan zum Beispiel wird beinahe täglich der Stand des Mondes gefeiert, Vollmond, Leermond, Halbmond. Partybeats beschallen die Insel bis zum Sonnenaufgang. Für die Thais, die nicht mal nach einer Flasche Whisky laut werden, muss die Ausgelassenheit der europäischen Partytiger ziemlich schräg sein.

Die Sextouristen sind nicht auf gewisse Gebiete oder Inseln beschränkt, man sieht sie einfach überall. Alte weisse Männer Händchen haltend mit jungen Thais. Als wir bei Nipon eingeladen sind, möchte ich von ihm wissen, was er dazu denkt. Nipon ist Friedensrichter in Chiang Mai, ein Mann der Diskussionen und Dispute gewöhnt sein müsste. Aber sobald ich ihn frage, ob er das gut findet was sich die Thais mit den Ausländern, den Farang, ins Land holen, wird er wortkarg, lächelt, blickt beschämt zum Boden. Schweigt das Thema aus. Über solche Dinge spricht man nicht.

Manchmal habe ich das Gefühl, das Lächeln der Thais ist nicht Ausdruck von Ausgeglichenheit und innerer Zufriedenheit, sondern einfach eine feige Alternative dazu, Positon zu beziehen. So wissen wir auch nicht, ob wir mit unserem Camper neben dem Kloster in Chiang Mai wirklich willkommen waren oder einfach nur ein weiteres Übel darstellten, mit dem man umzugehen hat. Waren wir unerwünscht aber geduldet oder gerngesehen und interssant? Wir haben die Thais bis zum Schluss nicht durchschaut.


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